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Das Abo per Gutschein: Verlage verkaufen Zeitungsabos über Groupon.de

Was könnte das mir nützen? Der Blick über die Branche hinaus – darauf was Andere machen, hat die Rheinischen Post dazu geführt, Group-Shopping als Vertriebskanal auszuprobieren.

Kurzabo-Angebot der Rheinischen Post bei GrouponÜber Group-Shopping hatte ich ja in anderem Zusammenhang auf diesem Blog bereits berichtet. Einige Medienunternehmen sind ja auch bereits auf den Zug aufgesprungen. So bietet ProSieben auf dem DailyDeal-Ableger ProSiebenProducts regelmäßig Gutscheine für Kinos, Online-Shops und Co. an. Oder die WAZ-Gruppe, die mit WestDeal, ein eigenes Portal auf die Beine gestellt hat. Trotz der lokalen Verzahnung die ein Tageszeitungsverlag, wie die WAZ Gruppe sie hat, dümpelt WestDeal eher unbeobachtet vor sich hin. Am 10. August 2011 findet sich gerade mal ein Angebot bei WestDeal online.
Dass ein Verlag Group-Shopping als Vertriebskanal für sein eigenes Produkt genutzt hat, konnte ich (zumindest auf den prominenten Plattformen) bis dahin nicht recherchieren.

So startete die Rheinische Post Anfang Juli 2011, prominent platziert auf groupon.de, ein eigenes Kurzabo-Angebot. 6 Wochen Rheinische Post + 10 Euro ARAL-Tankgutschein für 19,90 €. Effektiv also 9,90 € für 6 Wochen Zeitung lesen. Ein Angebot, dem auch die Groupon Newsletter-Leser und Besucher der Dealseite „Düsseldorf“ bzw. „Düsseldorf Special“ nicht widerstehen konnten. In wenigen Tagen konnten so über 500 Kurzabos abgesetzt werden. Ein Erfolg, der in dieser Größenordnung unter anderem auch durch die zusätzlichen Verlinkungen einiger Deal-Aggregator-Seiten und Blogs möglich wurde.

Berichte und Verlinkungen zum RP Kurzabo auf Groupon – Beispiele:

Spannend war die Entwicklung nach Angebotsende. Wenige Tage später launchte „Der Spiegel“ ein 5 Ausgaben umfassendes Kurzabo mit 2 GB USB-Stick, das sich mindestens 640 x verkaufte. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ hat schon jetzt Kurzabos in 4-stelliger Höhe verkauft (5 Ausgaben „Die Zeit“  für 7,50 €). Die Zugabe hat man sich selbstbewusst gespart. Ganz frisch hat die WAZ/NRZ ihr Angebot veröffentlicht. Ein Miniabo mit einem 10 € Amazon-Gutschein und 4 Wochen Zeitung für 15,90 € statt 39,60 €. Laufzeit war ursprünglich auf 48 Stunden angesetzt, ist aber offensichtlich verkürzt worden. Ob dies den niedrigen Verkauszahlen (Stand 10.8., 16 Uhr nur 25 Stück) geschuldet ist, ist zunächst reine Spekulation.

Wie man sieht, gibt es erfolgreiche und noch nicht so erfolgreiche Angebote auf dem neuen(?) Vertriebskanal Group-Shopping. Man darf also gespannt sein, wie sich dieses Feld im hart Markt um die junge Leserschaft weiter entwickelt.

P.S.: Der andere Große unter den Group-Shopping-Portalen – DailyDeal – schloß bisher den Verkauf von Abos aus. Und dabei hat man bei DailyDeal schon wahrlich zweifelhaftere Angebote zum Verkauf feil geboten.

Rückschlag für Verlagsbranche: Apple schränkt Abo außerhalb des AppStore ein

Apple will nun auch bei Abonnements von Zeitungen und Zeitschriften stärker mitverdienen und diktiert zahlreichen Verlagen strengere Regeln beim Aboverkauf der iPad Ausgaben auf.

Ist das Abonnement-Modell von Zeitungen und Zeitschriften online ein Auslaufmodell? Wenn es nach Apple geht, scheinbar ja. Im AppStore sind Abonnements mit Negativ-Option (Abonnement läuft nach einem befristeten Zeitraum weiter, ohne dass der Käufer tätig werden muss) ausgeschlossen. Bisher mussten Verlage einen alternativen Weg bestreiten, wenn die digitale Version der Zeitung oder Zeitschrift ins dauerhafte Abo übergehen sollte.

Das funktioniert in der Form, dass der Leser zunächst die App kostenfrei oder gegen geringe Gebühr im AppStore erwirbt. Das Abonnement wird häufig erst via die App abgeschlossen. Der Kunde ruft in der App einen externen Link auf, registriert sich auf der Webseite des Verlages und schließt dort das Abo ab. Vorteil: Kundendaten, Abrechnung und damit auch die Erlöse liegen beim Verlag.

Diesem Vertriebsmodell scheint Apple, so berichtet es der Blog AppleInsider unter Berufung auf die Online-Ausgabe der niederländischen Zeitung Volkskrant, einen Riegel vorschieben zu wollen. Apple will von den Vertriebserlösen mitprofitieren, die normalerweise bei Bezug über den AppStore bei 30% liegen, und untersagt daher die kostenlose Bereitstellung von iPad-Ausgaben an Print-Abonnenten. Die Verlage haben nun bis Ende März 2011 Zeit, ihre Apps anzupassen. Sonst droht der Rauswurf aus dem AppStore. So sei es zahlreichen europäischen Verlagen bereits mitgeteilt worden.

Die bisherige Vorgehensweise beim Vertrieb von iPad Abos diverser Zeitungen und Zeitschriften bewegte schon immer auf dünnem Eis. Dessen waren sich die meisten Verlage wohl auch bewusst. Trotzdem eine schockierende Botschaft, wenn man überlegt, wie viel Hoffnung doch in das iPad gesteckt wird.

Es stellt sich allerdings die Frage, ob Abonnements auf dem iPad aus Kundensicht überhaupt eine Berechtigung haben. Bei einem Print-Abonnement spricht weiterhin die Bequemlichkeit, den Titel druckfrisch im Briefkasten zu finden, die entscheidende Rolle. Dieser Aspekt ist bei digitalen Titel nicht gegeben. Es bleibt allein der Preisvorteil. Und auch der ist kritisch, da beim Einzelkauf im AppStore der Kunde jedes mal neu entscheiden kann, ob das zeitliche und finanzielle Budget einen Kauf interessant macht.

Die Revolution bleibt aus – Apple iPad und die Verlage

Es ist mal wieder soweit: Irgendwer (in diesem Fall Apple) bringt eine neue Plattform (in diesem Fall das iPad) auf den Markt und man hat das Gefühl, dass die ganze Printmedienbranche nach einem neuen Rettungsanker greift. Das war eigentlich vorhersehbar, macht es aber dadurch irgendwie noch trauriger.

Apple iPad

Apples iPad wird die Verlagsbranche wohl eher enttäuschen.

Irgendwie fing die ganze Geschichte (zumindest in meiner Medien-Laufbahn) doch mit der Einführung des ePapers an. Ein statisches digitales Produkt als bahnbrechende Innovation für die Branche. Schaut man sich jetzt fast 10 Jahre später um, ist das Ergebnis doch eher enttäuschend. In NRW z.B. weisen der Verlag Lensing-Wolff und die WAZ Mediengruppe gar keine ePaper bei der IVW aus (beide haben m.E. auch keins). Die Kollegen von der Rheinischen Post weisen im 4. Quartal 2009 1487 verkaufte ePaper bei einer verkauften Druckauflage von 384.724 aus. Ein, wie ich denke, sehr aussagekräftiges Bild.

Als das Thema Mobile-Marketing dann aufkam, waren die Verlage unter dem von dpa vorangetriebenen Projekt M.I.N.D.S. direkt mit dabei. Eine Chance, die sich dann auch als Rohrkrepierer herausstellte, da sich die Technologie so schnell entwickelte, dass man plötzlich mit seinem Handy im Internet surfen konnte und keine SMS-Newsalerts oder ähnliches mehr brauchte.

Natürlich sollte auch das Internet selbst Rettungsanker sein. „Paid Content“ das Stichwort – Bezahlen für Artikel. Leider war zu dem Zeitpunkt der Zug schon abgefahren, da im Internet ja bereits alles umsonst zu haben war.

Und letzter Punkt wird sicher auch der Grund sein, warum das iPad von Apple nicht der neue Goldesel für Verlagslandschaft sein wird. Denn aktuell geht es wieder darum digitale (wenn auch veränderte) Ausgaben der Zeitungen/Zeitschriften auf eReader zu vertreiben oder Apps an den Mann/die Frau zu bringen. Das macht aber keinen Sinn, da der Apple iPad fast wie ein Heimcomputer benutzt werden kann. Sprich: Apples neuer Tablet-Computer ist bestens zum surfen im Internet und damit für einen Besuch der Webseiten der Verlage geeignet.

P.S.: Dieser Beitrag soll nicht völlig die Wege in Frage stellen, die die Verlagsbranche da eingeschlagen aht. Viel mehr soll es die Art und Weise kritisieren. Denn alle diese Produkte sind nur kleine Teile des Gesamtpuzzles und nicht die erhofften Revolutionen.

Marschiere niemals auf Moskau – oder gegen Google

Die deutschen Zeitungs- und Zeitschriften-Verlage reichen Beschwerde gegen Google beim Kartellamt ein, berichtete der Mediendienst kress.de am 16.01.2010 mit folgendem Wortlaut:

Offenbar schießen die Verlegerverbände bei den Kartellis gegen Google, weil das Internet-Unternehmen den Verlagen für die Anzeige von Suchtreffern („Snippets“) nichts bezahlt. (Zitat: kress.de)

Gegen Google vorzugehen ist in etwa so, wie gegen das erste Gebot der Kriegsführung zu verstoßen: „Marschiere niemals auf Moskau“.

Warum nehmen es Verlage eigentlich immer mit denjenigen auf, die für sie am nützlichsten sind!?  Man nehme da als Beispiel die Beziehung der Tageszeitungsverlage mit der deutschen Post. Mit angekündigtem Fall des Briefmonopols meinten damals die Verleger vielerorts ihre eigenen Post-Zustelldienste aus dem Boden zu stampfen. Ende vom Lied war, soweit ich mich recht erinnere, dass die Post nun Werbung in Tüten verteilt. Und wenn ich mir wöchentlich meine „Einkauf aktuell“ anschaue, gar nicht so unerfolgreich. Während ich mittlerweile in meiner Zeitung das eine oder andere Prospekt doch stark vermisse.

Aber zurück zu Google: Wenn ich derzeit für irgendwas eine Lösung suche, hat Google meistens das richtige kostenlos für mich parat: Ich kann meine Produkte unter Google-Base (FROOGLE) einstellen, die Online-Kollegen nutzen Google Analytics schon lange und die Redaktion bastelt Google Maps zur ihren redaktionellen Artikeln. Und wenn ich das jetzt richtig verstehe, soll Google dafür zahlen, dass es den Verlagen neue Kunden, Leser, Interessenten bringt!? Scheint ein neues Geschäftsmodell zu sein, dass der Vermittler die Provision zahlt.

Gerüchten zu Folge sollen die deutschen Zeitschriften- und Zeitungsverleger schon in Allianz-Gesprächen mit China sein, um mit gemeinsamer Kraft gegen Google vorzugehen…

P.S.: Übrigens: Die beiden in diesem Beitrag genannten Unternehmen machen den Anzeigen-Bereichen der Verlage hart zu schaffen, während die Vertriebs-Abteilungen von Beiden profitieren (die Post z.B. ist top Adresslieferant und Abo-Vertriebsplattformen und Google bietet mit seinen AdWords ein effizientes Tool zur Neukunden-Generierung).